Castingshows – Fluch oder Segen? Meine Erfahrung

von Maddy Rose

Starmania21. Ich wurde im Herbst 2020 gefragt ob ich in einem neuen Format von Starmania mitmachen wolle und ich hab sofort zugestimmt, denn während Corona ist und Live Musik eigentlich unmöglich. Normalerweise muss man sich selbst anmelden, Coversongs online abschicken und wenn man Potential besitzt wird man aus den 1700 unter den besten 200 Teilnehmern gewählt. Diese müssen vor Ort vor der Jury, bestehend aus Monika Ballwein, Thomas Rabitsch und Zuständigen vom Sender nochmal ihr Können unter Beweis stellen. Auch da kam ich weiter und so durfte ich als eine von 64 Kandidatinnen bei Starmania21 live auf der Bühne stehen, übertragen im ORF1. Alleine das war schon ein kleiner Gewinn, in den besten 64 aus 1700 zu sein und sich bald einem Millionenpublikum zeigen zu dürfen.

Klingt natürlich alles sehr spannend und aufregend, glaub mir das war es auch!

Doch dann kam die Songauswahl!

Doch trotz all der Euphorie müssen dennoch einige Regeln beachtet werden, die meinen Optimismus etwas einschränkten. Es dürfen keine eigenen Songs gesungen werden, man darf sich nicht auf einem Instrument begleiten und man darf nur aus 6! Vorgegebenen Songs einen Song auswählen, innerhalb von 20 Minuten. Meine 6 Songs haben leider weder meiner Stimme noch mir persönlich zugesagt. Kein Lied von Ed Sheeran (Castle on the Hill), Katy Perry (HotnCold) oder The Beatles (I wanna hold your hand) hätten meine Stimme in ihrer Besonderheit hervorgebracht, deshalb entschied ich mich für „Fever“ von Peggy Lee, da es die Nummer mit am meisten Soul war. Ich war trotzdem nicht sicher, ob mit diesem Song all mein gefühlvolles Potential meiner Stimme zeigen könnte, denn ich bin für berührende und gefühlvolle Balladen bekannt und Fever ist nun mal kein Song mit dem ich mich identifizieren würde. Trotzdem wollte ich das Beste draus machen.

Volle Probewoche

Eine intensive Probenwoche mit Vocal- und Performance Coaching, Kostümberatung, In-Ear Probe, Backing Track Probe, Regiebesprechung, etc. stand mir bevor. Alles sehr gut organisiert, jeder Kandidat hatte einen Betreuer zur Seite und einen individuellen Timetable an den man sich halten musste.  Zwischen Sonntag und Donnerstag füllten sich meine Tage zur Hälfte mit Arbeit in einer Bäckerei von 06:00-12:00 Uhr und danach ab 13 Uhr war ich bis zum Abend im ORF Zentrum in Proben und Vorbereitungen involviert. Schlaf war nebensächlich und meine Energiereserven minimal, aber sowas ist eine Ausnahmesituation und hat mich natürlich auch mit Adrenalin, Vorfreude und Endorphinen überhäuft.

Der große Tag: Mein Auftritt

Am Freitagabend bevor ich live auf der ORF Bühne stehen sollte war ich schon ziemlich nervös, aber nach wie vor sehr freudig gestimmt. Mit Startnummer 9 ging ich auf die Bühne, performte „Fever“ und hatte es sehr genossen wieder mal auf einer Bühne zu sein. Mit meinem Auftritt war ich zufrieden, die Töne waren alle da, Text hat gestimmt und Performance war solide. Trotzdem hat sich die Jury entschieden, mich nicht weiter zu lassen, was auch die Moderatorin Arabella Kiesbaucher überraschte. Sie klang empört. Die Kritik von Ina Regen war, dass ich „zu kontrolliert gesungen habe und das Lied nicht genug aufgebaut hatte in der Dynamik.“ Für mich persönlich war dies eher Geschmackssache und ein Kommentar, der nicht wirklich auf ein AUS hindeutet. Von den anderen Juroren wurde nichts berichtet, so ging ich etwas verwundert von der Bühne und gleichzeitig fiel ein enormer Druck von mir.

Der Trost: Feedback auf Social Media

Mein Handy explodierte mit Nachrichten auf WhatsApp, Facebook und Instagram. So viele Menschen, die mir bestätigten, dass mein Auftritt alles andere als ein AUS war, so viele fassungslose und kopfschüttelnde Kommentare, wieso ich nicht weiterkam. Fremde Menschen auf diversen Portalen schrieben mir und teilten mir mit, dass genau meine Stimme so besonders war und sie nicht verstanden haben wie es zu dieser Entscheidung kam. Und genau das, die Meinung der Mehrheit ist doch eigentlich entscheidend, nicht der subjektive Eindruck von 3 Jury-Mitgliedern. Also ließ ich mich nicht entmutigen, sondern war sehr berührt von all dem positiven Feedback auf socialmedia.

Resümee

Was ich gut finde an der Show ist, dass du die einmalige Möglichkeit bekommst deine Stimme einem Millionenpublikum zu präsentieren. Professionelle Coaches betreuen dich, Kostüm und Make-Up war dabei und für 1 Woche fühlt man sich als sei man der größte Star.

Doch so schnell wie es beginnt kann es auch wieder enden. Der Fakt, dass man den Song nicht aussuchen konnte, war für mich der ausschlaggebende Grund wieso ich kein gutes Gefühl mehr hatte. Das Genre, der Stil, das Gefühl im Song sind SEHR WICHTIG, um dich als musikalische Persönlichkeit von deiner besten Seite zeigen zu können. Auch die Konkurrenz und der Vergleich unter den Sänger*innen ist etwas unangenehm und da Musik so individuell und subjektiv ist, darf man sich davon nicht beirren lassen. Jeder ist in seiner Stimme besonders, jeder hat in seinem Gesang unterschiedliche Stärken.

Also prinzipiell finde ich die Möglichkeit die in einer Castingshow stecken sehr gut, was aber wichtig ist die, dass du einen Song wählst, der dich und deine Stimme wirklich gut repräsentiert – somit bist du authentisch und auch wenn es nicht sein soll, war es immerhin eine sehr wichtige Erfahrung, die einen reifer werden lässt und weiter bringen wird im Leben.

 

Maddy Rose ist Songwriterin und hat schon viel Erfahrungen im Musikbusiness. Ihr neues Album ist in Produktion. Außerdem ist sie StimmWunder Vocal Coach in Ausbildung bei Nives Farrier.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert